Verabschiedung Professoren Karl und Hecht

Am 30.6.2021 wurden Prof. Dr. Helmut Karl und Prof. Dr. Dieter Hecht durch die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum bzw. den Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bochum in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Mit-Verabschieder war das Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik e.V. (RUFIS). Ca. 100 Gäste nahmen teil.

Das zu Ehren der beiden Herren veranstaltete Online-Symposium wurde von Frau Prof. Dr. Nicola Werbeckals Vertreterin des RUFIS nach einem ersten Grußwort und einer Vorstellung der beiden künftigen Pensionäre moderiert. Für die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft sprach anschließend Herr Prof. Dr. Michael Roos, Dekan der Fakultät und volkswirtschaftlicher Kollege von Herrn Karl. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit Herrn Karl und seine Leistungen als Vorgänger im Amt des Dekans. Für ihn ist Herr Karl ein „Kümmerer“, der sich um Aufgaben und Menschen kümmert, aber auch um Igel. Das Grußwort von der Hochschule Bochum lieferte Frau Prof. Dr. Meyer-Schwickerath, Dekanin des Fachbereichs Wirtschaft. Die jahrelange gemeinsame Arbeit von Herrn Karl und Herrn Hecht im RUFIS hob sie als ein gelungenes Beispiel für Potenziale einer hochschulübergreifenden Kooperation am Standort Bochum hervor. Herr Prof. Dr. Stephan Paul schloss sich als Vertreter der Betriebswirte an der Ruhr-Universität mit einem dritten Grußwort an. In Anbetracht der Fußballbegeisterung der beiden zu Ehrenden ging er der Frage nach, ob nicht zwei aktuell auf hoher fußballpolitischer Ebene ausgeschriebene Stellen eine weitere berufliche Karriere eröffnen könnten. Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V. hielt anschließend die Laudatio auf Helmut Karl. Er hob seinen Weg hin zu einem liberalen Ökonomen an der Schnittstelle Wissenschaft – Praxis – Öffentlichkeit hervor, der vor allem in den Forschungs- und Lehrbereichen Regional- und Umweltpolitik tätig war. Zudem betonte er seine Verdienste um eine Neuausrichtung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Prof. Dr. Michael Häder von der Hochschule Bochum übernahm danach die Laudatio für Dieter Hecht. Er schilderte den langen Weg der Suche nach einem erfüllten Berufsleben vom technischen Zeichner über den Ingenieur hin zum habilitierten Volkswirt mit einer Fokussierung auf Umweltpolitik.

Die folgenden Festvorträge standen unter dem Motto „Klimapolitik in der Metropole Ruhr – COVID 19 als Innovationsmotor?“ Hintergrund für das Motto waren das nationale Konjunkturprogramm und das EU-Programm „NextGenerationEU“. Beide fokussieren in vielen Bereichen auf den Klimaschutz und sollen dazu beitragen, dass Deutschland und die EU gestärkt aus der Pandemie hervorzugehen. Im ersten Festvortrag beleuchtete Herr Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, die „Chancen und Herausforderungen der Energiewende“. Dabei hob er hervor, dass heute in der Klimapolitik nicht mehr die Zielbestimmung, sondern die Umsetzungsgeschwindigkeit von Maßnahmen zur Zielerreichung das große Problem darstellen. Ursachen für Verzögerungen sieht er in fehlenden Ressourcen, aber auch in gesellschaftlichen Konflikten mit der Folge mangelnder Akzeptanz. Er machte deutlich, dass nur bei einer engen Verbindung von Wissenschaft, Politik und Praxis die Herausforderungen bewältigt werden können. Herr Prof. Dr. Robert Schlögl (Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion) hielt im Anschluss den zweiten Festvortrag: „Energie. System. Nachhaltigkeit“. Er betonte, dass die Energiewende kein evolutionärer Prozess sei, sondern disruptiv erfolge. Den deutschen Beitrag zu globalen Klimaschutz durch Emissionsminderungen im eigenen Land sieht er global betrachtet nur als marginal, wobei die gesellschaftliche Grenze des Umbaus hin zu einem klimafreundlichen System deutlich unter der technischen Grenze liegt. Als besonders wichtigen Beitrag Deutschlands hob er dessen Position als „Technologieschmiede“ für andere Länder hervor. Für den Übergang zu einem klimafreundlicheren Energiesystem mahnte er mit Verweis auf Albert Einstein an: „Bevor man aus etwas Altem aussteigt, sollte man erst einmal in etwas Neues einsteigen.“

Zum Ende der Veranstaltung hin dankte zunächst Helmut Karl der Festgesellschaft und allen Organisatoren und Organisatorinnen. Er ging näher auf einen entscheidenden Wendepunkt in seiner beruflichen Laufbahn ein: Nach der Promotion Wirtschaft oder Wissenschaft? Letztlich entschied er sich – trotz der beruflichen Risiken – für eine akademische Laufbahn. Ausschlaggebend dafür waren für ihn die Chancen, die sich mit der Freiheit der Wissenschaft und dem selbstverantwortlichen Forschen verbinden. Er dankte seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie dem Dekanat einerseits für fachliche Unterstützung, andererseits dafür, dass ihm viele ungeliebte Organisationsaufgaben abgenommen wurden. Auch Kollegen und Kolleginnen, die Förderer des Ruhr-Forschungsinstituts und die Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universität erhielten gebührenden Dank

Dieter Hecht schloss sich dem Dank an Organisatoren und Organisatorinnen an. Er machte mit Blick auf seinen Berufsweg vom Ingenieur zum Volkswirt noch einmal – vor allem mit Blick auf Studierende – deutlich, dass einmal getroffene Entscheidungen zu Beginn eines Berufslebens nicht endgültig für das spätere Leben sein müssen. Neues Wissen, ein neues Umfeld, veränderte Präferenzen usw. sollten immer auch einen veränderten Blick auf die eigene berufliche Zukunft zulassen. Nach einem Dank an Kolleginnen und Kollegen und einem Verweis darauf, dass in manchen Bereichen eine engere Zusammenarbeit zwischen Universität und Hochschule eine Win-win-Situation bedeuten könnte – und das Ruhr-Forschungsinstitut zeige seit Jahrzehnten die Möglichkeiten eines fruchtbaren Miteinanders auf – gab er das Wort zurück an die Moderatorin des Symposiums.

Nicola Werbeck dankte abschließend den Laudatoren und Festrednern, den Organisatoren und Organisatorinnen der Veranstaltung. Damit kam das Symposium nach rund 2,5 Stunden zu einem Abschluss.